Bike-Sabbatical 4/8: Große Sprünge in Schladming


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Sabbatical2023

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Ich hatte es im letzten Post angedeuted: Mein Bike-Kumpel Alex fand die Reiteralm-Trails “viel zu einfach”. In der Folge durfte ich sehr viel über Kommunikation, Bikeparks und mein Ego lernen. Außerdem über meine Bremsen 🙂 Aber der Reihe nach.

Die Blog-Serie zum Bike-Sabbatical 2023:


99 Sprünge


Eigentlich dachte ich, ich wäre gar nicht so schlecht in diesem Kommunikations-Dingens. Aber ich habe die Aussage von Alex gar nicht wirklich hinterfragt. Er nahm mich also nach einem halben Tag auf den Reiteralm-Trails mit rüber in den Bikepark Schladming. Das sind nur 15min Fahrt, also kein Problem. Und dann ging es nach der Rookie Downhill direkt ab auf die 99 Jumpline. Zitat von der Webseite:

“Die Jumpline im Bikepark Schladming ist der heilige Gral für Whipper und Styler. Auf 3,5km gibt es hier massig Airtime auf perfekt gebauten Jumps mit 3 bis 8m Länge.”


Sieht auf Fotos zahm aus, hat es aber in sich: die 99 Jumpline in Schladming.

Die Line ist wirklich schön gebaut! Aber wie das meiste in Schladming war es eben eine “Line”, nicht wirklich ein handtuchbreiter Trail. An diesem Tag dämmerte es mir, dass viele Bikeparks wohl an Berghänge gebaute Dirtparks sind. Dazu müssen große Bagger in den Wald und 3 Meter breite “Lines” durch den Wald schlagen. Oder lieber direkt auf einen staubigen Berghang ohne Bäume… Aber ist das nicht genau das, was auf allen Social Media Kanälen hoch und runter flimmert?!

Alex meinte genau diese Art von Trails “seien doch viel schwerer und herausfordernder”. Und tatsächlich war in Schladming das meiste unglaublich steil (außer die 99 Jumpline). Vor allem der untere Teil ab der Mittelstation war eine aus 1 Mio. Bremswellen bestehende Falllinie. Ach was sag ich Bremswellen? In manche Löcher hätte bequem ein VW Käfer gepasst. Mitten im Anlieger wohlgemerkt.

Eine andere Vorstellung von Trails…


Doch wirklich technisch anspruchsvoll fand ich das nicht. Es gibt halt große Sprünge und Drops. Das macht den Anspruch aus. Meine Bremsen waren nach einer Abfahrt von der Mittelstation völlig fertig und ich konnte wie so oft die Bremsbeläge wechseln.

Die 99 Jumpline geht dann in die Monster-Jumpline über, die Riesensprünge bietet.


Doch das Thema technisch anspruchsvolle Trails hatte ich bisher vollkommen anders interpretiert! Das wurde mir so richtig klar. Ich liebe enge, verwinkelte, vielleicht sogar alpine Trails mit technischen Schlüsselstellen, die es sich zu erarbeiten und überwinden gilt. Mit guter Fahrtechnik und Fitness. Je weiter die Singletrail-Skala nach oben klettert, desto eher braucht man sogar Trial-Fähigkeiten, um eine Chance zu haben…

Aber was Alex als anspruchsvoll bezeichnet ist etwas grundsätzlich anderes. Und interessanter Weise scheinen das sehr viele Menschen so zu sehen. Oder aus Social Media so herauszulesen 🙂

Schlägt man sein Nachtlager auf den Bike-Camping Parkplätzen in Schladming auf, dann darf ein Burger bei Dipi’s nicht fehlen!

Natürlich stecke ich bzgl. meiner Sprung-Fähigkeiten noch in den Kinderschuhen, da fahren mir viele 13 Jährige was vor. Allerdings wurde mir immer mehr bewusst, dass ich mein Bike-Sabbatical eher auf Singletrails verbringen wollte. Fokus auf Enduro statt Springen. Vor allem nach meinem Sturz.

Auf nach Leogang


Nach einer weiteren Nacht auf einem der Parkplätze von Bike Camping Schladming fuhren Alex und ich weiter nach Leogang. Eigentlich hatte ich schon starke Zweifel, ob das der richtige Park für mich und meine ersten Fahrversuche nach dem Sturz wäre. Aber schließlich liess ich mich überreden. Noch dazu hatte ich jahrelang davon geträumt, endlich mal auf dem Parkplatz unterhalb des Lifts in Leogang zu schlafen.

Angekommen in Leogang waren wir beide überascht, dass der Parkplatz doch mit 21€/Nacht nicht unbedingt günstig ist. Doch generell gilt in Österreich, dass man mit dem Van / Dachzelt / Zelt oder Camper nicht einfach so überall stehen darf.

Letztlich sucht man sich also doch immer einen Platz, wo nicht die Gefahr besteht, dass das Ordnungsamt nachts 03:00 den Schlaf abrupt beendet (ein super Tipp dafür ist die App park4night).

Die Asitzbahn bringt einen vom Parkplatz in Leogang direkt zum Traileinstieg von Hangman und Steinberg-Line.

Die zweite Abfahrt auf dem Hangman 1 machte mir klar, dass es viele Parallelen von Schladming zu Leogang gibt. Auch der Flow Link zur Mittelstation mit anschließendem Flying Gangster verstärkte diesen Eindruck. Ich war relativ schnell “satt” von den Dirtpark-Autobahnen bergab.

Noch dazu sangen meine SRAM Code Bremsen richtig laut und schrien nach Ablösung. Da erinnerte ich mich an eine mega Trail-Tour von bike & soul aus einem Saalbach-Urlaub von 2021. Denn dort hatten wir ein Singletrail-lastiges Leogang “erfahren”!

Der Schwarzleo Trail rettet den Tag


So lotste ich Alex in der Mitte des Flying Gangsters in Richtung der etwas versteckt liegenden Singletrails, die man laut Webseite sogar eigentlich aus eigener Kraft erkurbelt.

Obwohl ich an diesem Tag die meisten Tiefenmeter bereits vernichtet hatte, breitete sich erst jetzt ein wohliges Grinsen auf meinem Gesicht aus. Ich genoss den roten Schwarzleo-Trail in vollen Zügen. Alex war nur halb begeistert. Er empfand den Trail teilweise als super knifflig. Und wieder dämmerte es mir, dass es wirklich grundverschiedene Trailvorlieben gibt!

Der Schwarzleo Trail in Leogang ist ein Gedicht für Enduro-Biker.

Aus dem letzten Post bin ich noch die Antwort auf die Frage schuldig, warum ich meine Trickstuff-Beläge nie eingebaut habe. Zu der Zeit in Leogang wollte ich noch auf meine neuen TRP-Bremsscheiben warten und baute erstmal noch die alten Bremsbeläge an. Warum ich trotzdem meinen Spass in Leogang hatte und ich mehrere Abstecher in einen Bikeshop in Saalfelden machte, berichte ich in meinem nächsten Post.